Montag, 9. April 2018

Kloster Geghard UNESCO Welterbe 960

Kloster Geghard   https://whc.unesco.org/en/list/960

Kloster Geghard

Für den Sonntag innerhalb unserer Woche in Armenien haben sich die Kinder etwas ganz Besonderes für uns ausgedacht. Wir werden ein Kloster besuchen und dort den sonntäglichen Gottesdienst miterleben. Das Kloster Geghard liegt etwa 30 km im Osten von Yerevan, am Ende des Tales der Azatschlucht. Das Obere Azat-Tal gehört zur Provinz Kotajk.





Wir fahren über die große Myasnikyan Ave aus Yerevan heraus und dann geht die Straße an der nördlichen Grenze des Jrvezh Forest Parks entlang. Ehe wir uns versehen, sind wir schon in den Bergen. 


                         

Wir sind zeitig losgefahren, weil das Kloster immer sehr gut besucht ist, zumal am Sonntag. Das Kloster wurde aus den Steinen der umliegenden Felsen erbaut und ist so aus der Ferne kaum auszumachen. 







Wir müssen schon genau hinsehen.



Kloster Geghard


Die langgezogene Straße zum Kloster ist dann als Parkplatz recht gut geeignet. Der gepflasterte Weg geht allmählich nach oben und führt an etlichen kleinen Ständen mit Lebensmitteln und Blumen entlang. Drei Musiker stellen sich vorsichtshalber mitten in den Weg, damit sie auch nicht übersehen werden. So kommen wir zum Eingangstor. 




in den Fels geschlagene Teile des Klosters

Das Kloster ist groß. Teile davon befinden sich weiter oben und sind sogar ab und zu direkt in den weichen Fels hinein geschlagen. 


Kreuzsteine



Überall stehen auch die bekannten Kreuzsteine, die hier oder in der Umgebung gefunden und dann am Kloster aufgestellt wurden.


Innenhof
Beim Eintreten huscht eben ein schwarz gekleideter Mönch über den Weg.
Armenien fand (als erstes Land der Welt) bereits Anfang des 4. Jahrhundert zum Christentum. Vorher aber war an der Stelle des Geghard Klosters eine heidnische Kultstätte, lese ich. 



Höhlenreste


In mehreren Höhlen, die sich hier befanden, wurde ein Quellenkult betrieben. Im 4. Jh. dann wurde hier ein Kloster gegründet. Es hieß damals Höhlenkloster (Ajrivankh). Angeblich soll damals der Heilige Grigor persönlich mit dem Bau des Klosters begonnen haben und er habe damit die Spuren jedweder heidnischer Kulte an dieser Stelle verwischen wollen.



Innenhof

Im 9. Jahrhundert wurde das Kloster zunächst von den Arabern zerstört, jedoch ab 1215 wieder aufgebaut. Geghardavank heißt so viel wie "Kloster zur Heiligen Lanze". Die Heilige Lanze ist eine Reliquie, die der Überlieferung nach der Apostel Thaddäus ins Land gebracht haben soll. 




Im Kloster wird die Reliquie zwar heutzutage nicht mehr aufbewahrt, aber das Kloster ist nach wie vor ein beliebter Wallfahrtsort.




Wir betreten etwas ehrfurchtsvoll die Hauptkirche, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Von dort aus geht es in einen Nebenraum, aus dem wir schon die Klänge des Gottesdienstes hören. 





Ich fotografiere aus dem Hauptraum hinein in den Nebenraum, natürlich ohne Blitz. Der hilft in einer Kirche ja sowieso nichts. 






Dann trauen wir uns doch weiter vor und sind erstaunt, dass wir keinen einzigen missbilligenden Blick erhaschen. Im Gegenteil, die Einheimischen machen uns sogar bereitwillig Platz und lassen uns gern mitten unter sie. 






Keiner stört sich daran, dass wir fotografieren und filmen. Dies hier ist ja auch keine katholische, sondern eine Armenische Apostolische Kirche.







Dann ertönt ein klarer Gesang aus der Reihe vor uns. Vier Frauen stehen am Fenster und singen. Sie tragen leichte Kopftücher und ein Sonnenstrahl trifft sie ganz genau. Eine wunderbare Atmosphäre. Der Weihrauch passt natürlich auch dazu und manche Fotos wirken beinahe verschwommen. 




Plötzlich hören wir ein Gemurmel wie bei einem Gebet. Die Menschen bilden eine Gasse und eine Frau kriecht nach vorn. In der ersten Reihe steht sie auf, bekreuzigt sich und wird vom Priester kurz gesegnet. Der schwarz gekleidete Mönch begleitet sie nach vorn, ebenso wie eine junge Frau, die einen Korb voller Lebensmittel zum Segnen bringt.






Gleich im Anschluss an die Hauptkirche beginnt oberhalb eine Felsenkirche. Hier zünden wir unsere 5 schmalen gelben Kerzen an, die wir am Eingang kaufen konnten. 



Dann kommen wir in weitere Räume, die von Quellen durchzogen sind. Heiliges Wasser kommt aus den Heiligen Quellen und die Menschen werfen Geldstücke hinein.



In einem dieser Räume befinden sich mehrere Löcher. Hier kann ich die Menschen unten in der Hauptkirche beobachten.  




Dann betreten wir das sogenannte Gavith. Auf einem quadratischen Grundraum stehen vier große Pfeiler mit Bögen, darüber befindet sich eine Lichtöffnung. So wird der Raum in eine große und acht kleine Hallen geteilt. Das Licht dringt auch hier so kunstvoll durch die Lichtöffnung, dass vier Lichtstrahlen unten auftreffen. 





Die Besucher stellen sich zum Fotografieren am liebsten in einen solchen Strahl und auch ich kann der Versuchung nicht widerstehen. 

Dieses Kloster zu erleben war ein besonderes Highlight unserer Reise.


Restaurant


Schafskäse

Nur ein paar hundert Meter unterhalb liegt ein Restaurant an der Straße, das wir nun 
aufsuchen. Rechts davon steht ein Trafo, wie man ihn überall im Land sehen kann, und daneben ein uralter Schäferwagen, der nur noch drei Reifen besitzt. 





Ich beobachte, wie sich ein wilder Hund darunter legt, von weitem sieht er beinahe aus wie ein Wolf. Dann sehe ich mir den Schäferwagen etwas genauer an: Drähte vom Trafo werden beinahe direkt durch das Heckfenster in den Wagen geleitet, sie kommen vorn wieder heraus. Aha, da kann Niemand wohnen, da ist wohl eine Art Stromaggregat für das Restaurant untergebracht. Wenn ich überall im Land die Stromleitungen sehe, die scheinbar total wirr angebracht sind, teilweise sogar in Reichweite, wundere ich mich immer wieder, dass nicht mehr passiert. Aber das habe ich in exotischen Ländern auch schon sehr oft beobachtet. 








Wir bestellen einige armenische Speisen, essen Schafskäse in Fäden und als kleine Taschen gefaltet, dazu etwas Gemüse. Die Bedienung stellt uns einen Salat dazu, den wir nicht bestellt haben. Er enthält Kräuter, die unsere Schwiegertochter bereits kennt und nicht mag. Das haben wir nicht bestellt, sagt sie ihnen und die Bedienung gibt eine schnippische Antwort. Uns interessiert inzwischen etwas ganz anderes.


Lavash

Lavash


Hier im Restaurant wird von zwei Frauen auf traditionelle Art das Brot des Kaukasus gebacken: Lavash. Wir dürfen zusehen. Das Brot kann monatelang gelagert werden, muss höchstens mal angefeuchtet werden, damit es nicht verdirbt. Es besteht aus Wasser, Mehl und Salz. Der Teig wird geknetet und anschließend in handtellergroße Kugeln geformt.


Lavashherstellung

Diese Kugeln werden nacheinander dünn ausgerollt und anschließend mit ein paar gekonnten Handbewegungen in die Luft geschleudert, bis der Teig die Größe des mit Stoff bespannten Lawashholzes erreicht hat.


Lavashherstellung

Die Form mit Teig wird in den heißen Ofen gehalten, der Teig an die Wand geworfen. Das alles geht blitzschnell. Schon nach einer Minute etwa ist es fertig und wird mittels einer Stange herausgeholt. Im warmen Zustand kann es gefaltet oder gerollt werden. Auch wir bekommen eine Ladung des papierartigen Brotes. Es ist noch warm. Wir dürfen fotografieren und filmen, die beiden sind sehr stolz darauf. Später wird der Ofen mit Reisig nachgeheizt. Traditionell werden allerdings Erdöfen verwendet.



Lavashherstellung

Am besten schmeckt das Brot, wenn es noch warm gegessen wird. 


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